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Die Knolle
Fakten zur Kartoffel
Der Deutschen liebstes Nahrungsmittel, die Kartoffel wurde einst von Friedrich 2. im jetzt 300jährigen Preußen eingeführt. Aber Kartoffel ist nicht Kartoffel. Das entscheidende Kriterium ist ihre Gareigenschaft: Festkochend, vorwiegend festkochend oder mehligkochend – so wird die Kartoffel nach der Handelsklassenverordnung eingeteilt. Man erkennt sie an der farbigen Kennzeichnung der Verpackung: Grün für festkochend, Rot für vorwiegend festkochend, Blau für mehligkochend.
Einen
weiteren Hinweis gibt die tolle Knolle selbst: Lang bis langoval für
Festkochend, Rund bis rundoval für mehlige Sorten,
Festkochende
Sorten bleiben gut in Form, ob gekocht, gebraten oder gebacken, z.B. für
formschöne Kartoffelsalate, bei Salz-, Pell-, Bratkartoffeln und beim Gratin.
Es sind ausgesprochen intensiv schmeckende aromatische Sorten.
Die
vorwiegend festkochenden Kartoffeln liegen in der Stärke etwas höher, sie sind
die beliebtesten, denn sie sind universell einsetzbar, auch bei Röstis, Pommes
Frites, beim Auflauf oder beim Eintopf.
Die
mehligkochenden Sorten haben einen hohen Stärkegehalt, sind trocken, brechen
leicht auf beim Kochen und eignen sich ideal für Klöße, Knödel, Püree, Eintöpfe
und Kartoffelsuppen.
Übrigens:
100g Kartoffeln enthalten 0,1% Fett, 2% Eiweiß, 2% Ballaststoffe, 15%
Kohlehydrate und 77% Wasser; dazu zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe.
Schön, dass es sie gibt, unsere gute, alte Kartoffel.
Sorten:
Agria, Arkula, Atica, Aula, Berber, Bintje, Clivia, Christa, Cilena, Cinja, Desiree, Forelle, Gloria, Grandiflora, Granola, Grata, Hansa, Hela, Jetta, Karat, Leyla, Likaria, Linda, Liu, Nicola, Quarta, Rosara, Roxy, Secura, Selma, Sieglinde, Solara, Solina, Ukama, Velox...
Link nach Österreich:
Abschließend möchte ich hier mit Genehmigung des Autors eine -wie ich meine- sehr gelungene Arbeit zur Geschichte der Kartoffel veröffentlichen:
Die Geschichte der Kartoffel
Über
Herkunft, Verbreitung und Verwendung von Kartoffeln
Dr. B. Putz, Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung, Detmold
Die
Heimat der Kartoffel ist Südamerika. Ihre Kultivierung wurde z.B. in Bolivien,
Peru,
Der
Weg der Kartoffel nach Europa
Wann, wie und durch wen die Kartoffel nach der Eroberung des Inkareiches (1529-1535) durch die Spanier nach Europa kam, ist bis auf den heutigen Tag nie genau geklärt worden. Wissenschaftler erklären dieses damit, das die Europäer der Kartoffel zunächst nur geringe Bedeutung geschenkt haben. Allgemein gilt 1565 als das Jahr, in dem die Kartoffel nach Spanien und damit auf den europäischen Kontinent kam. Noch im Herbst des gleichen Jahres schickte Philipp II. von Spanien dem kranken Papst Pius IV. sozusagen als Genesungsgeschenk ein Paket mit den bis dahin unbekannten Knollen. Dass schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts der Kartoffelanbau in Spanien größere Bedeutung fand, zeigt ein Dokument aus dem Hospital de la Sangre, in dem vom Handel mit „Papas“, so die damalige aus Südamerika übernommene Bezeichnung der Kartoffel, die Rede ist. In der Überlieferung schreibt man allgemein dem Engländer Francis Drake (1540-1596) das große Verdienst zu, die Kartoffel in das nicht-spanische Europa gebracht zu haben. Wahrscheinlicher ist aber, dass ein Zeitgenosse Drakes, der berühmte Seefahrer und Entdecker Sir Walter Raleigh (1552-1618), die Kartoffel in Irland eingeführt hat. Während Drake viel zu lange unterwegs war, um Kartoffeln im vermehrungsfähigen Zustand nach Europa zu bringen, vermutet man, dass Raleigh sie von gekaperten spanischen Schiffen mitgebracht hat. Im Jahre 1597 erschien in England eine erste Abhandlung über die Kartoffel, und zwar das Buch „The Herbal“, in dem der bedeutende Botaniker John Gerard eine kenntnisreiche und genaue Beschreibung der ihm damals bekannten Kartoffelformen und Vegetationseigenschaften lieferte. Erste zuverlässige Berichte über einen allgemein verbreiteten Kartoffelanbau in Irland liegen für das Jahr 1606 vor. In einer Sitzung der britischen Royal Society vom 20. März 1662 berichtete der Physiker Robert Boyle, dass viele Tausende von Iren ihre Rettung aus schwerer Hungersnot einzig und allein der Kartoffel zu verdanken hätten. Englische und irische Auswanderer brachten die Kartoffel später nach Nordamerika, Schweden und Russland.
Verbreitung der Kartoffel in Europa
Mitteleuropa
verdankt die ersten Verbreitung der Kartoffel den beiden Botanikern Phillippe de
Sivry aus Mons und Carolus Clusius aus Arras, der zwischen 1574 und 1588 im
Botanischen Garten in Wien, danach bis 1593 in Frankfurt am Main tätig war.
Diesen beiden Wissenschaftlern gelangen, teilweise unabhängig voneinander,
teils in gemeinsamer Arbeit, die ersten Erfolge einer züchterischen
Verbesserung der Kartoffel, ohne die es wahrscheinlich nie möglich gewesen wäre,
die Kartoffel in Europa zu verbreiten. Das von ihnen benutzte Knollenmaterial
stammte höchst wahrscheinlich aus Spanien, da dort bereits um 1585 ein
nennenswerter Anbau dieser Knollen bestand. Dass der Weg nach Deutschland über
Spanien führte, geht auch aus dem Namen hervor. In Spanien nannte man die
Knollen „taratufli“, in Anlehnung an die Bezeichnung „tartufla“ für Trüffel,
mit dem sie eine gewisse Ähnlichkeit
hat. In Deutschland machte man aus „taratufli“ zunächst „Tartuffel“ und
schließlich „Kartoffel“. Die früher gebräuchliche Bezeichnung „Erdäpfel“
ist wahrscheinlich dem französischen Namen „pommes de terre“ nachempfunden.
Die Kartoffel kam sozusagen in mehreren Schüben nach Deutschland und Österreich.
1747 berichtete der deutsche Autor Hoppe, dass die Kartoffel 1620 von England
nach Holland und von dort aus in die angrenzenden deutschen Gebiete gelangte.
Ohne Umwege erreichten Kartoffeln aus England 1708 Mecklenburg und 1718
Schlesien. Aber auch von Spanien über Italien kamen Kartoffeln nach
Deutschland, so zum Beispiel in den Lustgarten des Landgrafen Wilhelm IV. von
Hessen-Kassel Ende des 16. Jahrhunderts. Von Hessen-Kassel aus gelangte die neue
Frucht 1591 an den Hof des Kurfürsten Christian I. von Sachsen. Um 1594 kamen
die ersten Kartoffeln nach Berlin an den kurfürstlichen Hof. Die Verbreitung in
Baden, Braunschweig und Westfalen erfolgte unmittelbar danach. Aus Bayern und
der Oberpfalz wird erst 1716 über den Anbau der Kartoffel berichtet.
Die
Einführung des Kartoffelanbaus in Deutschland
Diese
neue Frucht war jedoch nicht unumstritten. Ihre Gegner wiesen unter anderem
darauf hin, dass sie zu den meist giftigen Nachtschattengewächsen gehört. Es
wurde behauptet, dass ein übermäßiger Genuss dieser Frucht zu Schwindsucht,
Rachitis, Bauchgrimmen oder
gar Syphilis führen würde. Selbst Goethe warnte in seinen „Wilhelm Meister
Lehrjahre“ vor dem unseligen Kartoffelgenuss. Friedrich II. (1712-1786), der
„alte Fritz“, erkannte rasch, dass die neue Frucht eine entscheidende Hilfe
gegen die immer wieder auftretenden großen Hungersnöte versprach. Daher traf
er energische Maßnahmen zur Einführung der Kartoffel in Pommern und Schlesien,
1744/45 ließ er die Kartoffel in einer großen Kampagne in ganz Preussen
kostenlos verteilen. Als alle seine Anstrengungen nicht den gewünschten Erfolg
brachten, erließ er 1756 einen Befehl, der den Anbau von Kartoffeln für jeden
Bauern zur Pflicht machte. Dragoner wurden über das Land geschickt mit der
Aufgabe, strengstens zu kontrollieren, ob der „Kartoffelbefehl“ auch treu
befolgt, die verteilten Pflanzkartoffeln auch wirklich ausgepflanzt und gehegt
wurden. Ein besonderes Hindernis für die Einführung der Kartoffel in
Deutschland bildete die Dreifelderwirtschaft mit dem Triftrecht, nach dem die
abgeernteten Getreidefelder und die
Der
Siegeszug als Grundnahrungsmittel
Als
der Siebenjährige Krieg (1756-1763) wieder einmal großes Elend und viel Hunger
über
die Bevölkerung brachte, gelang der Kartoffel der Durchbruch als
Grundnahrungsmittel. Vorher vielfach nur als Viehfutter verwendet, war die
Kartoffel nun oft das einzig Essbare, das die Menschen hatten. Auch Franzosen
und Russen lernten im Siebenjährigen Krieg die Kartoffel zu schätzen. Ab Mitte
des 18. Jahrhunderts begann nun der Siegeszug der Kartoffel. Sie wurde schnell
zu einem unverzichtbaren Grundnahrungsmittel für alle Bevölkerungsschichten.
Jedoch die große Abhängigkeit von der Kartoffel hatte auch ihre
Schattenseiten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts trat plötzlich auf den europäischen
Feldern eine Krankheit auf, die oft ganze Ernten vernichtete. Es war die Kraut-
und Knollenfäule (Phytophthora infestans), die auch heute noch Anbauprobleme
bereitet. Diese Krankheit, im Volksmund auch „Kartoffelseuche“ oder
„Kartoffelcholera“ genannt, führte 1845 zu einer fast völligen Vernichtung
der Kartoffelbestände von Irland bis Polen. Es kam zu einer furchtbaren
Hungersnot, der allein etwa eine Million Ihren zum Opfer fielen, während
weitere 1,5 Millionen Ihren diese Hungersnot zum Anlass nahmen, um auszuwandern.
Die gleiche Krankheit führte 1916/17 in Deutschland zu dem bekannten „Steckrübenwinter“.
Während zu dieser Zeit normalerweise in Deutschland ca. 50 Mio. to. Kartoffeln
geerntet wurden, hatte die Kraut- und Knollenfäule das Ernteaufkommen halbiert.
Steck- und Kohlrüben waren oft das einzige Nahrungsmittel. Man schätzt, dass
dieser Hungersnot ca. 500 000 Menschen zum Opfer fielen.
Die
Kartoffelverarbeitung
Eine
zweite Schwierigkeit des Kartoffelanbaus bildeten damals wie heute die
witterungsbedingt stark schwankenden Erträge, so dass es zu allen Zeiten Jahre
mit Überproduktion und
Absatzschwierigkeiten im Wechsel mit Jahren mit Kartoffelmangel und hohen
Preisen gab. Ein Ventil für Übermengen war die Fütterung. Oft wurden bis zu
50 % der geernteten
Alkoholherstellung
Branntwein
wurde in Deutschland nachweislich bereits seit dem 11. Jahrhundert durch
Destillation aus Wein hergestellt. Mit dem Anbau von Kartoffeln kamen 1747 auch
erste Anregungen, Branntwein aus Kartoffeln herzustellen, die jedoch erst
1770-1775 in der Praxis Eingang fanden. Die Verarbeitung erfolgte zunächst
recht primitiv. Mit der Einführung und Ausdehnung des Kartoffelanbaues auch in
Deutschland begann dann eine völlig neue Entwicklung der Alkoholherstellung.
Insbesondere in den marktfernen Gebieten entstanden auf landwirtschaftlichen
Betrieben immer mehr Brennereien, die zur Ernteverwertung beitrugen. Dabei
spielte die durch die Schlempewirtschaft gegebene enge Verzahnung der Brennerei
mit dem landwirtschaftlichen Betrieb eine wesentliche Rolle. Höhepunkte der
Kartoffelbrennerei waren der Anfang des 19. Jahrhunderts und die Zeit vor
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. In der gesamten deutschen Branntweinproduktion
spielten die Kartoffelbrennereien bis Ende des Zweiten Weltkrieges eine
dominierende Rolle. Durchschnittlich betrug der Anteil des aus Kartoffeln
erzeugten Alkohols an der Gesamtmenge 1914 etwa 79 %, und 1939 noch 65 %.
Mittlerweile haben die Kartoffelbrennereien ihre besondere Bedeutung für die
Ernteverwertung weitgehend verloren, und 1995/96 wurden nur noch 428 000 t
Kartoffeln zu Alkohol verarbeitet.
Stärkegewinnung
Bis
zum 18. Jahrhundert war Weizen der einzige Rohstoff für die Stärkegewinnung,
erst danach kam, um den Weizen für die Ernährung einsetzen zu können, die
Kartoffel als Stärkelieferant hinzu. Stärke aus Kartoffeln wurde zunächst auf
einfachste Weise in den Haushalten gewonnen. Dieses änderte sich mit der
Einsatzmöglichkeit fabrikmässig hergestellter Siebe und Reiben. Um 1890 besaß
Deutschland etwa 800 Betriebe, die aus 200 -300 000 to Kartoffeln Stärke und Stärkeprodukte
gewannen. Auch damals wurden aus der Kartoffelstärke bereits
Verzuckerungsprodukte hergestellt, die in stetem Konkurrenzkampf zum Rübenzucker
standen. Die native Stärke fand vor allem auf dem industriellen Sektor
Verwendung. Im Gegensatz zur bäuerlichen Brennerei ging die Stärkegewinnung
schon bald in industrielle Großbetriebe über, wobei zunächst vorwiegend
Kartoffeln als Rohstoff eingesetzt wurden. Der Einsatz der Kartoffel ist jedoch
in den letzten Jahren stark von der Stärkegewinnung aus Getreide und Mais zurückgedrängt
worden. 1995 wurden in der Bundesrepublik Deutschland aber immer noch aus 2,40
Mio to Kartoffeln fast 500 000 to Kartoffelstärke gewonnen, wobei in den
letzten Jahren ein deutlicher Aufwärtstrend festzustellen ist. Die Entwicklung
der Kartoffelanbaufläche in Deutschland von 1878 mit 2,6 Mio ha auf im Jahre
1905 3,5 Mio. ha führte zu einer Überproduktion an Kartoffeln, deren sinnvolle
Verwertung zu einem echten Problem wurde. So wurden 1907 in Deutschland rund 43
Mio to Kartoffeln geerntet, von denen etwa 4,3 Mio to durch Fäulnis bei der
Lagerung verlorengingen, da sie keine sinnvolle Verwendung mehr fanden. Es kam
zu einer allgemeinen Suche nach
neuen Verwertungsmöglichkeiten und vor allem Verfahren zur Haltbarmachung der Überschüsse.
Trockenkartoffel
Bereits
1894 hatten sich der „Verein der Spiritus-Fabrikanten in Deutschland“ und
der mit ihm
verbundene „Verein der Stärkeinteressenten in Deutschland“ mit der Frage
beschäftigt,
wie man aus Kartoffeln eine „Kartoffelkonserve zur menschlichen Ernährung“
herstellen und wie man durch Massenverarbeitung aus Rohkartoffeln eine Dauerware
machen könnte. Um einen finanziellen Anreiz zur Entwicklung solcher Verfahren
zu geben, wurde mit Unterstützung anderer Vereine und öffentlicher Stellen ein
Preisausschreiben veranstaltet. Von 7 angemeldeten Verfahren wurde 2
Trocknungsverfahren der Preis zuerkannt. Im nächsten Schritt versuchte man nun,
ebenfalls über ein Preisausschreiben, die Trocknung von Kartoffeln in Groß-
und Kleinbetrieben praxisreif zu machen. Von jetzt 40 Anmeldungen entsprachen 18
Verfahren den gestellten Anforderungen und kamen in den Wettbewerb, womit die
Frage der Kartoffeltrocknung in Groß- und Kleinbetrieben als gelöst angesehen
wurde. Damit war die Verwertungsrichtung Kartoffeltrocknung geboren.
Die
Kartoffel im Wandel der Zeit
Die Kartoffel blickt seit ihrer Einführung in Europa und Deutschland auf eine sehr wechselvolle Geschichte zurück. Sie entwickelt sich von einer botanischen Rarität zum wichtigsten Grundnahrungsmittel. Heute, im Zeichen des Wohlstandes, nimmt sie zwar nach wie vor eine wichtige Rolle für die Ernährung der Bevölkerung ein, jedoch hat sich ein Wandel vom Grundnahrungsmittel zur ernährungsphysiologisch wertvollen und abwechslungsreichen Beilage und zur Verwertung als Nicht-Nahrungsmittel vollzogen. Dagegen etabliert sie sich zur Zeit in vielen Entwicklungsländern als wichtiges Grundnahrungsmittel und leistet damit wertvolle Hilfe bei der Bekämpfung von Hunger und Unterernährung. Der Kartoffelbau hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr auf die verschiedenen Verwertungsrichtungen spezialisiert, um auch höchste Qualitätsansprüche zu erfüllen. So ist die Produktion gezielt auf die Verwendung als Speise-, Verarbeitungs-, Industrie- oder Pflanzkartoffel ausgerichtet. Zur Zeit werden in Deutschland auf über 300 000 ha mehr als 10 Mio. to Kartoffeln erzeugt. Damit verfügt Deutschland in der europäischen Gemeinschaft über die größte Kartoffelfläche und Erntemenge.
© Dr.
B. Putz, Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung, Detmold